Im Osnabrücker Raum wurden in der Vergangenheit schon immer Steine und Erden
als Baustoffe genutzt, insbesondere der Kalkstein als Werkstein für den Hausbau.
Neue Techniken des Bauens haben dazu geführt, da� die Kalk-Steinbrüche
im Unteren Muschelkalk - so die geologische Bezeichnung - stillgelegt wurden.
Ein gro�er Teil dieser ehemaligen Steinbrüche wurde im Laufe der Zeit
mit Hausmüll verfüllt.
Früher hat man sich wenig Gedanken darum gemacht, ob das in den Müllkörper
eindringende Niederschlagswasser zu einer Auswaschung von Schadstoffen führen
würde und somit das Grundwasser belastet werden könnte.
Heute schreiben entsprechende Vorschriften
(z. B. die Technische Anweisung Siedlungsabfall, TASi ) genau vor,
wie eine Basis- bzw. Oberflächenabdichtung einer Deponie beschaffen sein mu�,
um eine Grundwassergefährdung in der Zukunft auszuschlie�en.
Die in dieser Region oberflächennah verbreiteten Festgesteine sind
sogenannte Kluftgrundwasserleiter. Das Grundwasser fließt nicht
durch ein Porensystem (wie z.B. durch das eines Sandes, der eine bessere
Filterung bewirkt), sondern es fließt durch ein System miteinander
verbundener Klüfte. Schadstoffe können sich über solche
Klüfte vergleichsweise schnell ausbreiten.
Die in einem Kluftwasserleiter verfilterten Trinkwasserbrunnen sind in
einem Schadensfall deshalb besonders gefährdet.
Da Bohrungen im Festgestein relativ teuer sind, gibt es nur wenige -
oder oftmals gar keine (!) - Grundwasserbeobachtungspegel in den
Kluftgrundwasserleitern. Zudem stellen Bohrungen auch nur Punktmessungen dar.
Es ist jeweils fraglich, ob mit einer solchen Bohrung auch das
wasserführende Kluftsystem erbohrt worden ist.
Bei Erkundungsbohrungen im Deponiebereich besteht darüber hinaus
die Gefahr, da� durch die Bohrung selbst erst eine Wasserwegsamkeit
zwischen dem Müllkörper und dem Kluftwasserleiter hergestellt wird.
Deshalb sucht man nach Verfahren der Untergrunderkundung, die
Das Ingenieur-B�ro Braun entwickelt bzw. setzt solche neuen Verfahren ein. Es sind dies GPR (ground penetrating radar bzw. Bodenradar) und GTS (GeoElektrische Tiefensektion). Im folgenden soll der erfolgreiche Einsatz der GTS bei einer Altlastenerkundung in Osnabrück dargestellt werden.
Im Rahmen seiner von Prof. Dr. K. Mueller (FH Osnabrück) vergebenen
Arbeit hat Dipl. Ing. (FH) Mücke einen mit Hausmüll verfüllten
Steinbruch untersucht.
Diese Altlast befindet sich Im Hohne, ca. 100 m östlich
des Kulturdenkmals Karlsteine.
Mücke fand diesen Steinbruch bereits in einer topografischen
Karte von 1897 verzeichnet.
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In der entsprechenden Karte von 1970 hatte der Steinbruch vermutlich
seine größte Ausdehnung.
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In den 70er Jahren wurde der Steinbruch verfüllt,
wobei sich - wie Mücke feststellte - auch die städtische
Müllabfuhr an der Verfüllung beteiligte.
Der mit Hausmüll verfüllte Steinbruch wurde später
mit einer geringmächtigen Bodenschicht abgedeckt.
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In der Geologischen Karte von 1978 (Blatt 3614 Wallenhorst)
ist die Altlast Im Hohne bereits nicht mehr verzeichnet.
Heute wird die Fläche mit Ausnahme des Altlastenbereichs als Weide genutzt.
Prof. Mueller hat angeregt, diese Altlast bzgl. ihrer Mächtigkeit und ihres
Volumens geophysikalisch zu erkunden. Die GeoElektrischen Tiefensektionen GTS
wurden im Jahre 1996 durchgeführt.
Dieses Spannungsfeld wird von Potentialelektroden wiederum an der
Oberfläche abgetastet.
Das Verfahren vereinigt ein (altes) Prinzip der geophysikalischen
Erkundung des Untergrundes mit den Vorzügen moderner
Computersimulation, vergleichbar mit der hochentwickelten
Röntgentomographie der Medizin.
Die folgende Abbildung stellt eine GeoElektrische Tiefensektion
in Ost-West-Richtung durch die Altlast Im Hohne dar.
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Schadstoffe im Müll setzen den elektrischen Widerstand - gemessen in Wm - drastisch herab. Dadurch wird in der obigen Abbildung der Müllkörper durch seinen nieder-ohmigen Bereich von ca. 30 Wm deutlich hervorgehoben gegenüber dem umgebenden hoch-ohmigen Kalkstein mit mehr als 400 Wm.
Deutlich erkennbar ist auch ein grün-gelb gekennzeichneter
Übergangsbereich von 150 - 300 Wm, der auf eine Ausbreitung
von Schadstoffen hinweist.
Eine bevorzugte Ausbreitungsrichtung ist jedoch nicht erkennbar.
Die Basis des Müllkörpers liegt bei ca. 12 m unter Flur. Dies deckt sich mit Aussagen von Zeitzeugen, die Mücke befragen konnte. Der Grundwasserflurabstand beträgt in diesem Bereich etwa 30 m, so daß eine Beeinträchtigung des Grundwassers aus dieser Tiefensektion derzeit noch nicht abgeleitet werden kann.